Was könnte andere an meiner Person interessieren? Gute Frage! Gar nicht so einfach. Schließlich erzählt man als Journalist in der Regel die Geschichten von anderen Menschen. Vielleicht hilft ja ein Perspektivwechsel. Also dann:

 

Ein kleines Interview mit mir selbst…

Sag mal, Sandra, wolltest Du eigentlich schon immer Journalistin werden?

 

Nein, eigentlich nicht. Als Kind wollte ich unbedingt Tierärztin für Pferde werden. Der Kleine-Mädchen-Klassiker! Als ich ungefähr 16 war, habe ich aber gemerkt, dass ich sehr gerne nachdenke über die Welt und dass es mir Spaß macht, mich intensiv mit den unterschiedlichsten Themen auseinanderzusetzen. Und damit war der Wunsch geboren, Journalistin beziehungsweise Autorin zu werden.

 

Und? Hattest Du recht?

 

Oh ja! Ganz ehrlich: Auch nach 30 Jahren ist das noch mein Traumberuf. Man hat die Gelegenheit, Welten zu erkunden, die einem vollkommen fremd sind, und Menschen zu treffen, die man sonst niemals kennenlernen würde.

 

Das klingt spannend.

 

Ja, ist es. Ich bin ein unheimlich neugieriger und wissbegieriger Mensch. Einerseits ist dieser Beruf natürlich Arbeit, aber andererseits bekomme ich auch durch jeden Auftrag, durch jede Recherche, durch jeden Text, den ich schreibe, jeden Film oder jede CD, die ich produziere ganz viel persönlich zurück.

 

Wie meinst Du das?

 

Jedes Thema, mit dem man sich so intensiv auseinandersetzt, verändert den eigenen Blick auf das eigene Leben. Man lernt Menschen kennen, die ganz anders leben und die Welt völlig anders sehen als man selbst. Wenn man dann ein Projekt abgeschlossen hat, dann ist man ein Stück weit auch persönlich gewachsen.

 

Erzähl mal, was für Themen sind Dir denn schon begegnet?

 

Ich bin mit dem Hundeschlitten durch den Yukon gefahren, habe die Arbeit der Kumpels in einer der letzten damals noch aktiven Kohlegruben im Ruhrgebiet dokumentiert oder haben Forstarbeiter bei ihren total ausgeflippten Sportwettkämpfen begleitet. Das waren echt coole Erlebnisse. Besonders fesselnd sind aber beispielsweise auch die Recherchen für meine CDs, wenn man sich monatelang ganz intensiv mit dem Leben und Wirken einer historischen Person wie Sophie Scholl oder Michelangelo beschäftigt.

 

Monatelang? Wird das nicht irgendwann langweilig?

 

Nein, überhaupt nicht. Es ist so faszinierend, sich durch die Recherche dieser Person immer mehr anzunähern. Ich bin überzeugt, dass es in jedem Leben einen roten Faden gibt, einen Kern, der das Handeln der Person zumindest teilweise erklärt. Am Anfang ist mir die Person noch fremd. Aber nach Wochen kommt plötzlich der Moment, wo ich das Gefühl habe: Jetzt habe ich es begriffen. Jetzt verstehe ich, woher Sophie Scholl bis zum letzten Moment ihre Kraft nahm, oder warum Michelangelo die Sixtinische Kapelle genau in dieser Weise bemalt hat.